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Peter K. KühnelWenn Sitar auf Schlagzeug trifftVon DIRK RISSE, 21.05.09, 11:53h Peter K. Kühnel liebt die großen Klünge. 60 Gongs, Glocken und Schellen hat der Ex-Gitarrist von Nina Hagen für das Konzert in der Lutherkirche aufgebaut. Er will die Klangwelten des Fernen Ostens und der westlichen Jazz- und Rockmusik zu einer Collage zusammenbringen.Um meditative Klänge zu erzeugen, greift Gitarrist Peter K. Kühnel auch schon einmal zur Flöte. (Bild: Risse)
Minimalismus? Nicht mit Peter K. Kühnel. Schon das Arsenal an Musikinstrumenten, das der Ex-Gitarrist von Nina Hagen beim Konzert in der Lutherkirche aufgetürmt hat, wirkt einigermaßen bombastisch. 60 Gongs, Schellen und Glocken hängen vor einem umgestürzten Kreuz, dazu gibt es Gitarren, Violinen, Synthesizer, Schlagzeug und eine Tanpura, ein indisches Saiteninstrument. Überall baumeln Kabel hinab, ein Meer aus Metall, Draht und Elektrik. So hätten die Macher von «Star Trek» vermutlich das Set zu einer Kommandozentrale eines durchgeknallten, esoterischen Herrschers einer weit entfernten Galaxie entworfen. Man kommt sich vor wie in einem ostasiatischen Museum für Musikinstrumente. Der Mann hat sich aber auch keine leichte Aufgabe gestellt. Nichts weniger als die Klangwelten des Fernen Ostens und der westlichen Jazz- und Rockmusik will Peter K. Kühnel zu einer Collage zusammenbringen. «Yatra» nennt er seine meditative Weltmusik, was im Sanskrit «Reise», aber auch «Zusammenkunft» bedeutet. Musikalische Impressionen aus Vietnam, Tibet und Thailand und die Eindrücke seines Studienaufenthaltes an der indischen Sangeet Research Academy bei Pandit Arvind Parikh, Raffat Khan und Ustad Hidayat Khan hat Kühnel in seiner Arbeit zusammengebracht. Gongschläge treffen da auf E-Gitarren, Sitar auf Schlagzeug. «A Million Miles Of Sound» heißt passenderweise denn auch das Konzert, das das Quartett Kühnel, Tino Löwe, Simo und Günter Janocha im Rahmen des «Sommerblut-Festivals» im Gotteshaus in der Südstadt geben. So viel Geografie, so viel geistiger Raum will episch und wuchtig wiedergegeben werden. In «Shakti», einer Reverenz an John Mc Laughlins gleichnamiges Projekt, fällt Kühnels Gitarre in eine sphärische Klangmalerei ein. Hart, melancholisch und doch verträumt. Dann rotten sich Schlagzeug, Violine und Gitarren zusammen und strecken mit einem Tongewitter die meditativen Klänge nieder. In «Der weiße Tod» ist Kühnel dann nicht mehr weit von den frühen Einstürzenden Neubauten entfernt. Tierschreie und Kreissägen lässt er in das Gotteshaus krachen, die Gongs bearbeitet er mit einem Hammer und vom Band tönt eine ironische Stimme: «Die Zukunft, meinen Sie, gehört Ihnen? Ein Tier wird herrschen.» Die Nähe kommt nicht von ungefähr. Schon 1995 hat Kühnel mit 60 Musikern das theatrale Spektakel «Nietzsche» in Dresden auf die Bühne gebracht. Damit, wie mit der zeitgenössischen Kammeroper «Briefe an Gott», die thematisch das Phänomen «Massenselbstmord» zu ergründen sucht, hätte sicherlich auch Neubauten-Frontmann Blixa Bargeld etwas anfangen können. www.sommerblut.net |
Kölner Stadtanzeiger vom 16. Oktober 2004 |
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Wenn nichts klingt, wie es aussieht Yatra zaubern höchst verblüffende Klänge mit verblüffenden Instrumenten VON SEBASTIAN ZÜGER, 16.10.04, 09:35h Yatra nahmen ihre Zuhörer bei der «Klangprobe live» im Kulturbunker mit auf einen Trip: in ein Land, irgendwo zwischen hier, Indien und den Weiten des Weltalls. |
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Mülheim - Es ließe sich gar furchtbar viel erzählen über Yatra. Doch eigentlich ist aller Hintergrund unbedeutend, wenn die Musik nur ihren Zweck erfüllt: wenn sie berührt, beeindruckt, verführt. Bei dieser Ausgabe der «Klangprobe live» - der Konzertreihe, die der «Kölner Stadt-Anzeiger» in unregelmäßiger Regelmäßigkeit gemeinsam mit dem Kulturbunker Mülheim präsentiert - ist das ein bisschen anders. Dazu wirft schon allein der Bühnenaufbau viel zu viele Fragen auf. «Wow», sagt zum Beispiel Fotograf Max Grönert, der die «Klangprobe» seit Anbeginn mit seiner Kamera begleitet, und staunt angesichts der Unzahl unbekannter Instrumente, die die nicht eben mickrige Bühne des Kulturbunkers voll stellen. «Da werden doch heute mindestens 20 Leute beschäftigt sein.» Irrtum: Es sind nur fünf, und nur vier davon stehen tatsächlich auf der Bühne. Inmitten des Publikums sitzt Tino Löwe am elektronischen Equipment: Mischpult, Effektgeräte, Sampler. Alles hochmodern und digital, doch diese eine unendlich nervende Eigenheit, die sich seit jeher schon durch die Evolution der Technik zieht, schlägt auch an diesem Abend wieder zu: Bandchef Peter Kühnel zupft gerade die ersten Töne aus seiner halbakustischen Gitarre, als der Sampler den Dienst einstellt. Sampler können ungeheuer schlaue Instrumente sein, modernen Orgeln gleich: Sie speichern kurze Klangstücke - etwa den Ton eines Klaviers oder den Strich einer Violine - und lassen sich über eine Klaviertastatur anspielen. So können ganze Orchester simuliert werden. Nicht allerdings eine runde Viertelstunde lang an diesem Abend. So lange dauert es, bis Löwe und Kühnel den Sampler überredet haben, doch noch mitzutun. |
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Das Gelingen wird hörbar in einem tiefen, warmen Synthesizerklang. Er fundiert, belegt mit einem weiten Halleffekt den Raum, in den Yatra ihre Klangfragmente werfen wie Steine in ruhiges Wasser. Jetzt endlich wird klar, wozu all das Instrumentarium auf der Bühne dient. Norbert Jäger kniet vor einem schmalen mit Wasser gefüllten Behälter, umgeben von einer Schar von Mikrofonen. Er schlägt ein Becken und taucht den schwingenden Rand ein. Das Ergebnis ist verblüffend: Als habe jemand zeitgleich ein Band mitlaufen lassen, dass den Klang aufnimmt, abspielt und verlangsamt. Man kennt das von früher, als Kassettenrekorder noch Bänder fraßen. Derweil steht Günter Janocha hinter seinem Schlagzeug und tupft gelegentlich mit wattierten Klöppeln auf rechteckige Metallscheiben, die in zwei Reihen von einem mannshohen Gestell baumeln. Die Geräusche, die dabei entstehen, widersprechen jeglicher Erwartung. Da ist offenbar wieder so eine digitale Wollmilchsau am Werk, ein Sampler also, denn statt blechernem Geschepper erklingen Pauken, Buschtrommeln und verwirrende perkussive Geräusche. Immerhin: Bei Isamil Tarlan glaubt man zu hören, was man sieht: Er spielt meist die Darabuka, eine anatolische Trommelvariante. Dazu improvisiert Peter Kühnel auf Bass und Gitarre - mal schnelle, dem Free Jazz entlehnte, virtuose Läufe, mal langsame, zarte, fast poppige Meoldien. Yatra, das ist klar, ist ein Experiment, aber immerhin eines, das schon seit 20 Jahren läuft. Damals gründete Kühnel sein offenes Kollektiv rund um Görlitz, im «wilden Osten» also. Denn auch in der DDR gab es eine höchst aktive Szene, die sich vom Psychedelic-Rock von Pink Floyd und Gong oder Krautrockern wie Can, Tangerine Dream oder Amon Düül inspirieren ließen. Bekannteste Vertreter jener Ära im Osten Deutschlands dürfte die Stern Combo Meißen gewesen sein, zu deren Mitbegründern auch Norbert Jäger zählt. Für den Aufritt von Yatra im Kulturbunker muss man all das nicht wissen. Wer mag und kann, erkennt die Reminiszenzen an die Hippie-Ära, an die indische Folklore und Brachial-Jazzer wie John Zorn auch so. Wem das egal ist, der lässt sich eben fallen in das ambienthafte Spiel, das sich bisweilen sprunghaft beschleunigt. Yatra machen es mit ihren meditativen Improvisationen nur Zuhörern einfach, die sich öffnen und darauf einlassen. Alle anderen streiken, wie der Sampler zu Konzertbeginn. (KStA) |
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Kölner Stadtanzeiger vom 08. Oktober 2004 |
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Töne, die von weit her kommen VON PETER LIMBACH Das Weltmusik-Ensemble Yatra um Peter Kühnel verbindet indische, arabische und westliche Sounds. Am Sonntag spielen sie bei der „Klangprobe Live“ im Kulturbunker. Mülheim -„Yatra“ ist ein Wort aus dem Indischen und bedeutet unter anderem „Reise“, und „Zusammentreffen“. Peter Kühnel, Gründer und Chef des Kölner Ensembles Yatra, ist seit Jahrzehnten auf Reisen - durch die Weltgeschichte und durch die unterschiedlichen Klanglandschaften. Mit seinem Konzert an diesem Sonntag, 10. Oktober, 20 Uhr in der Reihe „Klangprobe Live“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ feiert er 20 Jahre Yatra (Eintritt: fünf Euro). Akustische und elektrische Gitarren, Synthesizer-Gitarren, Sitar, Flöten, Percussion, die Darabuka, eine türkische Trommel, und eine Reihe weiterer Instrumente werden erklingen. Dazu gibt es Vocalisen zu hören, Gesang ohne Worte also. Indische, orientalische und angloamerikanische Einflüsse verbindet Kühnel zu einem Crossover der Kulturen, mal pulsierend, rhythmisch und durchaus tanzbar, mal beschaulich fließend. Ethno-Jazz nennt Kühnel, was er derzeit mit seinen Mitmusikanten Norbert Jäger (Tabla und Percussion), Günter Janocha (E-Drum und Percussion) und Tino Löwe (Programming und Mix) produziert. Verstärkt wird Yatra im Kulturbunker, Berliner Straße 20, durch Ismail Tarlan (Percussion) aus der Türkei. Bis zum Mauer-Fall 1990 wirkte der 1949 geborenen Peter Kühnel von der DDR aus, als Mitglied der ersten Nina-Hagen-Band zum Beispiel. In Bombay studierte er 1988 klassische indische Musik. Zu den jüngeren Projekten des Wahlkölners gehören Theatermusiken, King Lear in Dresden etwa und die Oper „Krematorium“ für den Künstler Markus Lüppertz. „Die Welt wächst zusammen, die unerschöpfliche Vielfalt an Musizierpraktiken will ich nutzen“, sagt Peter Kühnel, „was daraus entsteht, soll Kopf, Bauch und Herz öffnen.“ In der Endlos-Reihe „Klangprobe Live“ stellen der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der Kulturbunker vielversprechende Bands und Solo-Künstler aus der Kölner Szene vor. Ob Rock, Pop, Punk, Folk, Jazz, Weltmusik, HipHop oder Elektronik - im Kulturbunker bekommen Talente eine Chance. Der „Stadt-Anzeiger“ berichtet in seinen „Quer durch Köln“-Ausgaben ausführlich über die Konzerte. Und die Auftritte sollen nicht nur musikalisch ein Gewinn für die Künstler sein. Vier Euro von jeder verkauften Karte bekommen die Musiker. Ein Euro geht an die Aktion „wir helfen“ des „Kölner-Stadt-Anzeiger“, die sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche in Köln und Umgebung kümmert. Musiker, die bei der Klangprobe Live mitmachen möchten, melden sich mit einer E-Mail (bitte Rufnummer mit angeben). |
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Rezension von Wolfgang Zimmermann in der Sächsischen Zeitung vom 06. September 2004 |
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Kölner Stadtanzeiger Nr. 112 vom 13. Mai 2004 |
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Zwischen
Opulenz und Minimalismus
Sphärische Klänge erfüllten |
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Innenstadt - Um die sphärischen
Weltmusik-Klänge des Projekts Yatra live umzusetzen, bedurfte es eines Instrumenten-Parks, der so groß war, dass man sich bei seinem Anblick beinahe in einem Musikalienladen wähnte. Riesige Percussionaparate standen da, mehrere Gitarren, ein Gong, Flöten, ein Keyboard, eine Sitar. Yatra, ein 1984 in
Dresden gegründetes Kollektiv, das sich indischen und orientalischen Spielweisen verschrieben hat, ist auf einen solchen Aufwand angewiesen - den verlangen nämlich seine ambitionierten Kompositionen. |
Keyboard-Flächen. Die ver- schiedenen ethnischen Einflüsse waren kaum mehr zu unterscheiden - sie vermengten sich vielmehr in einen multi- kulturellen musikalischen Flicken- teppich. Da macht der Name des Projekts eigentlich nur Sinn: Yatra bedeutet im Indischen so viel wie "Zusammentreffen". | |
Kölner Stadtanzeiger Nr. 112 vom 13. Mai 2004 |
Magdeburger Volksstimme vom 19. Februar 2001 |
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Das Ohr am Beat der Welt Heimat ist überall: Das World-Music-Festival im Haus der Kulturen der Welt Von ROMAN RHODE Berlin - Wer bisher dachte, "Bantu" bezeichne eine afrikanische Sprachfamilie, darf sich die Augen reiben. Denn für das deutsch-nigerianische Quartett Bantu versteckt sich hinter den fünf Buchstaben ein ganzes Programm: "Brotherhood Alliance Navigating Towards Unity". Einigkeit auf dem Weg zur Einheit! Die vier Euroafrikaner aus Köln rühren Afrobeat, Highlife, Reggae und Kölsch-Rap zu einem musikalischen Eintopf an, den sie "Fufu" nennen - ein afrikanisches Grundnahrungsmittel. Und die verschiedensten Wege führen zur Einheit: Bantu konnte bereits zwei Top-Ten-Hits in Nigeria verbuchen und traten in der "Lindenstraße" auf. Nouri Ben Redjeb, der künstlerische Leiter von "Rock the Integration", hat die Band deshalb auf das mit "World Music made in Germany" untertitelte Festival eingeladen. Weltmusik? "Es gab Zeiten", sagt Redjeb, "da konntest du auf Partys gehen und passend zum Nudelsalat kam eine Fata Morgana aus der Musikkonserve. Das waren die Dissidenten auf Kassette, der gemeinsame Nenner, auf den sich Ali und Aischa mit Karl-Heinz und Heidi einigen konnten. Damals brachte man die verschiedensten musikalischen Stile zusammen, ohne den Begriff Weltmusik zu verwenden." Schon vor 30 Jahren hatte der "Krautrock" mit der Erkundung fremder Klänge begonnen. Und Gruppen wie Guru Guru, Embryo oder - in der DDR - Yatra Medita blickten sehnsüchtig nach Indien. Nicht zufällig steht das indische Wort "Yatra" für Reise, Pilgerfahrt, Zusammentreffen. Auslöser für diese deutsche Variante "progressiver" Musik war auch die Zusammenarbeit zwischen den Beatles und Ravi Shankar gewesen. Doch mit dem bloßen Klangreiz von Sitar und Tablas gab man sich nicht zufrieden. Die Dissidenten - eine Abspaltung der Band Embryo - zog es für ein ganzes Jahr auf den indischen Subkontinent. Ihr erstes Album "Germanistan" ist 1980 im Palast des Maharadscha Bhalkrishna Bharti entstanden, unter Mitwirkung des Saxofonisten Charlie Mariano sowie des berühmten Karnataka College of Percussion. "Diese erste Generation", so Nouri Ben Redjeb, "war noch ambitioniert. Ihr Ashram lag mitten auf der Bühne." Allerdings haben sich weder Embryo noch die Dissidenten auf Asien beschränkt. Der bunte Hippie-Bus von Embryo fuhr bis an den Rand der Sahara, um bodenständige Instrumentalisten zu gemeinsamen Sessions aufzuladen. Und der amerikanische Schriftsteller Paul Bowles vermittelte den Dissidenten den Sultanspalast von Tanger, wo sie ihr zweites Album "Sahara Elektrik" produzierten. Entdeckungsreisen dieser Art haben schließlich nicht nur imaginäre Folklore hervorgebracht, sondern auch Musiker vorgestellt, die dem traditionellen, meist lokalen Rahmen ihrer Kultur noch eng verbunden waren. Zwei dieser Musiker, der Marokkaner El Houssaine Kili und der Algerier Hamid Baroudi, leben seit Jahren in Deutschland, wo sie auf der Basis von Gnawa und Rai inzwischen eigenen Popprojekten nachgehen. Für Nouri Ben Redjeb bilden sie die zweite, eingewanderte Generation der deutschen Weltmusik. Auf dem Festival werden beide Jahrgänge zu sehen sein, jeweils heute und morgen. Am Sonntag präsentieren sich dann die Vertreter des weltmusikalischen Nachwuchses. Sie müssen keine Globetrotter mehr sein, um auf exotische Klänge zu stoßen; kulturelle Abwechslung gibt es längst daheim. Die 17 Hippies aus Berlin zum Beispiel umrunden die Erdkugel lieber in 80 Stilen als in 80 Tagen. So hat das quirlige Salonorchester, wie sich die Hippies selbst nennen, im Oktober 1997 den Weltrekord für die meisten Auftritte innerhalb von 24 Stunden gebrochen - möglich ist das nur in einer einzigen Stadt. Dafür reicht das instrumentale Repertoire von polnischen Walzern, bulgarischen Oros und schottischen Sumpftiraden bis hin zu texanischen Twosteps oder italienischer Filmmusik. Obwohl solche kulturelle Vielfalt in Deutschland mittlerweile selbstverständlich scheint, besitzt sie jedoch kaum Tradition. Selbst als die Dissidenten mit "Fata Morgana" in Südeuropa einen Superhit landeten und dort bei ihren Konzerten die Fußballstadien füllten, wurde die Band zu Hause bestenfalls als Geheimtipp gehandelt. Immerhin zählen die Dissidenten zu den deutschen Exportschlagern der Musikindustrie. Und fallen damit unter die marktkonforme Bezeichnung "Weltmusik". "I hate World Music!", hat Ex-Talking-Head David Byrne unlängst in der "New York Times" verkündet. Sein Statement richtet sich gegen einen Pauschalbegriff für all das, was nicht unter die Sparte "westlich-angelsächsischer Pop" fällt. Nouri Ben Redjeb versteht sein Weltmusik-Festival allerdings eher als "Kunst für unsere Obdachlosigkeit". Die Integration in der Musik schreitet sowieso fort. Warum also "Rock the Integration"? Um der Ghettoisierung entgegenzuwirken, die es vereinzelt noch gibt. Um junge Türken zu fördern, die sich - wie im Fall des süddeutschen Ensembles Fis Füz - nicht dem Hip-Hop verschrieben haben, sondern klassische türkische und arabische Musik zusammen mit deutschen Kollegen arrangieren. Oder um dem libanesischen Oud-Virtuosen Tarik Bitar mit seiner Gruppe eine größere Bühne zu bieten. In Berlin hat Bitar seine orientalische Tanzmusik bislang nur auf Hochzeiten oder in einschlägigen Lokalen gespielt. "Westlicher Pop", schreibt David Byrne, "ist Fast Food; es gibt weit aufregendere, kreativere Musik außerhalb dieser Tradition als in ihr." Festival-Leiter und Radio-Multikulti-Mitarbeiter Nouri Ben Redjeb hat das etwas anders formuliert: "Der Unterschied zwischen Currywurst und Merguez, der nordafrikanischen Lammwurst, ist zu einer kleinen Nuance geworden." Wenn das keinen Appetit weckt! Artikel erschienen am 10.06.2000© WELT.de 1995 - 2006 Rezesion zum Konzert im Haus der Kulturen der Welt in Berlin Artikel als Text-Dokument Artikel als PDF-Dokument |
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Rezesion zum Konzert in der "Weinkiste" in Hof
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